Überwältigt vom unfassbaren Ausmaß der Zerstörung durch die Flut im Ahrtal kehrte ein Mitarbeiter der Hullerser Pfadfinder Ende Juli von einem privaten Helfereinsatz zurück. Neben den unbeschreiblichen persönlichen Eindrücken, die erst mit einem zeitlichen Abstand zu Hause verarbeitet werden konnten, stellte sich bereits auf der Rückfahrt aus Rheinland-Pfalz das Gefühl ein, persönlich ein weiteres Mal vor Ort helfen zu wollen. Nach einer Reflexion und Analyse der Möglichkeiten, wie man sinnvoll helfen kann, wurde die folgende Idee entwickelt: Die massenweise im Gebiet verstreuten Pfandflaschen sammeln und den Pfandbetrag für ein konkretes Wiederaufbauprojekt spenden. Denn Mülleimer gibt es im Hochwassergebiet nicht mehr – Müll wird einfach auf die Straße geworfen, sowie auch Pfandflaschen.
Im Austausch mit weiteren potenziellen Helfenden und Unterstützern für dieses Vorhaben stellte sich heraus, dass die Idee auf Zustimmung stößt. Das kleine Organisationsteam aus Pfadfindern vom Stamm Hullersen und Vardeilser Bürgern und Bürgerinnen bereitete die Sammelaktion vor. Dank einer guten und konstruktiven Planung sammelte ein Team von insgesamt sieben Helfenden am Wochenende vom 06. bis 08. Aug. in Dernau und Umgebung fleißig Pfandflaschen für einen sozialen Zweck. Helfer waren Pfadfinder aus Hullersen, Salzderhelden und Alfeld, sowie Freunde und Bekannte. Gut ausgerüstet durch gespendete Handschuhe von Kurt König und bedruckten Warnwesten von der Jugendwerkstatt Einbeck, stand einem Arbeitseinsatz der besonderen Art, unter dem Motto: “Das Pfand bleibt in der Region”, nichts im Wege.
Im Krisengebiet hatte sich glücklicherweise am Vorhandensein von teils sehr stark verdreckten und verschlammten Pfandflaschen nicht viel verändert. Das Aufkommen war sehr groß. Nachvollziehbar ist, dass betroffene Anwohner, Einsatzkräfte und Helfer im Zeitraum seit des Auftretens der Flutwelle andere Aufgaben priorisiert haben.
So konnten an den drei Tagen sowohl an zentralen Helferverpflegungen, wie auch bei Bewohnern des Ahrtals und an Wegrändern zahlreiche Pfandflaschen gesammelt werden. Im ersten Arbeitsschritt wurden die vielfältigen Pfandflaschen mit zwei Trupps in Bigbags gesammelt. Dank der zwei von der Jugendfeuerwehr Einbeck zur Verfügung gestellten Kleinbusse war die Gruppe vor Ort mobil und konnte auch gefundene Getränkekisten einsammeln. Nach dem Sammeln wurden Glas- und Plastikflaschen am Übernachtungszelt nach Form und Größe sortiert. Das größte Aufkommen an Pfandflaschen fiel auf die PET-Einwegflaschen. Nach vorheriger Absprache mit Aldi Süd konnte die nicht haushaltsübliche Menge an PET-Flaschen im Aldi Markt in Bad Neuenahr (Ahrweiler) entsorgt werden. Alle Mehrwegflaschen wurden beim sehr kooperativen DGS Getränkemarkt in Meckenheim abgegeben. Beiden Abgabestellen gilt: Vielen Dank für diese unkomplizierte Zusammenarbeit!
Die Bilanz der Sammelaktion hat die Erwartungen des Helferteams übertroffen. Das Auffinden von einzelnen Pfandflaschen oder sogar Sammelstellen stellte keine große Herausforderung dar. Eher musste am Sa. Nachmittag schon darauf geachtet werden nur noch bestimmte Flaschensorten gezielt zu suchen, weil sonst die Abgabe am Montagvormittag zu aufwendig gewesen wäre. Insgesamt konnten mit vierzehn fleißigen Händen ca. 4.300 Pfandflaschen gesammelt werden. Daraus ergab sich ein Pfandbetrag von über 1.000 €. Mit weiteren Spenden von Privatpersonen kann ein stolzer Spendenbetrag von 1.300 € verzeichnet werden. Diese Summe wird zusammen mit dem Spendenerlös aus dem Verkauf des Flutweins in Einbeck direkt an den Förderverein des Kindergartens Dernau gespendet.
Rückblickend hat auch dieser Hilfseinsatz einer bunten Gruppe an Privatpersonen gezeigt, dass sehr vielfältige Hilfe im Hochwassergebiet im Ahrtal gebraucht wird. Jede und jeder kann mit seinen Fähigkeiten und Mitteln zur Bewältigung der Folgen der Flut beitragen.